Spieglein, Spieglein an der Wand…. Zur Geschichte der Misswahl
Wer ist die Schönste im ganzen Land? Jährlich werden weltweit die schönsten Frauen gesucht und gefunden: Misswahlen haben Tradition. Und obwohl sie im Zeitalter der Emanzipation und der medialen Reizüberflutung etwas an Glamour verloren haben, gehören sie neben Fashion Weeks und Model-Castings einfach zum schillernden Teil unserer Welt dazu.
Die erste Misswahl der Welt
Wie der Name bereits vermuten lässt, stammt die Idee der Misswahl aus Amerika.
1853 wollte der Schausteller Phineas Barnum mit einer Kür der schönsten Frau eine besondere Attraktion bieten. Allerdings zogen ihm die moralischen Bedenken der Teilnehmerinnen und des Publikums einen Strich durch die Rechnung.
1881 kam es dann schließlich unter Zirkusbesitzer Adam Forepaugh zur ersten Misswahl. Die schönste Frau Amerikas wurde Louise Montague. Sie erhielt ein Preisgeld von 10.000 Dollar, Forepaugh verdiente mit dem Event ungefähr das 50fache.
Das lukrative Geschäft mit der Schönheit war geboren.
Europas schönste Frauen
Bereits 7 Jahre später fand die erste Misswahl Europas im belgischen Spa statt. Es heißt, Ziel dieser Veranstaltung war vor allem ein Prestigegewinn für den angeschlagenen Kurort Spa.
Daher wurde gründlich die Werbetrommel für die Wahl am 19. September 1888 gerührt.
Die Frauen konnten sich mit einem Foto bewerben, die männliche Jury wählte die Schönste aus den 350 Teilnehmerinnen unter Ausschluss der Öffentlichkeit aus. Entscheidend trugen Gesicht, Teint, Haare, Zähne, Brust, Figur, Hände, Füße, Ausdruck und Benehmen der Frauen zur Auswahl bei. Am Ende gewann die 18-jährige Bertha Soucaret aus Guadeloupe. Sie erhielt ein Preisgeld von 5.000 belgischen Francs.
Miss Germany
In Deutschland wurde 1927 die erste nennenswerte Misswahl veranstaltet: Im Kaiserreich fand zu Beginn des 20. Jahrhunderts zwar bereits eine Kür statt, jedoch blieb diese mehrere Jahrzehnte die einzige Veranstaltung ihrer Art.
Der eigens einberufene „Reichsverband für Schönheitswettbewerbe e.V.“ sollte zwar ab 1928 für die Koordination und mediale Verbreitung der Misswahlen sorgen – die Frage der offiziellen Veranstalter war damit allerdings nicht geklärt und so gab es zeitweise bereits von Beginn an 2 deutsche Miss Germanys.
Erst seit dem Jahr 2000 ist die MGC der offizielle Ausrichter: Die MGC („Miss Germany Corporation Klemmer GmbH & Co KG“ aus Oldenburg) ist benannt nach Horst Klemmer, der Moderator in den Ausscheidungen der 1960er Jahre (der BRD, die DDR veranstaltete Misswahlen erst ab 1986). Die MGC hatte sich „Miss Germany“ als Marke schützen lassen und somit den Jahrzehntelang währenden Kampf um die Oberhoheit in Sachen Schönheit für sich entschieden.