Was ist veganes Leder – und wie nachhaltig ist das?
Keine Frage, Kleidungsstücke und Accessoire aus Leder sind stylish und zeitlos. Gerade in den vergangenen Jahren sind Nachhaltigkeit und Tierschutz aber immer mehr in den Fokus gerückt. Das aus Tierhaut gefertigte Material gerät seither immer wieder in die Kritik und vor allem bei Veganer:innen und Vegetarier:innen sind Alternativen zu Echtleder gefragt. Mittlerweile ist daher immer öfter von veganem Leder die Rede – aber woraus besteht das Material eigentlich und wie wird es richtig gepflegt? Wir klären auf.
Was ist veganes Leder?
Veganes Leder ist kein geschützter Begriff und besagt erst einmal nur, dass bei der Produktion des Materials keine tierischen Stoffe verwendet wurden. Da es – anders als klassisches Leder – eben nicht aus Tierhaut besteht, zählt es in die Gruppe der Kunstleder. Der Oberbegriff beschreibt Materialien, die nicht aus echtem Leder sind, aber vergleichbar aussehen uns sich auch so anfühlen. Viele Kunstleder bestehen dabei aus synthetischem Material, und zwar aus dem Polymer Polyurethan. Aufgrund des Kunststoffanteils stehen derartige (vegane) Lederimitate allerdings auch gerne mal in der Kritik für ihre Umweltbilanz. Es gibt aber auch nachhaltigere vegane Leder: Dabei wird bei der Produktion eben nicht nur gänzlich auf Tierhäute und den Einsatz weiterer tierischer Produkte verzichtet, sondern oft auch auf Kunststoffe. Stattdessen wird auf natürliche Materialien gesetzt, mit dabei: Lederimitat aus Ananasblättern, Kork oder auch Baumrinde – und das bei ähnlicher Textur und vergleichbarem Tragegefühl wie bei echtem Leder.
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Woran erkennt man veganes Leder?
Am einfachsten identifiziert man veganes Leder bzw. Kunstleder natürlich mit einem Blick aufs Etikett. Kaufst du online ein – egal ob neu oder Second Hand – lies dir am besten die Produktbeschreibungen und die Informationen zum Material durch. Um sicher zu sein, dass es sich bei deiner neuen Tasche oder Jacke nicht um Echtleder handelt, solltest du eine dieser Bezeichnungen finden:
- Kunstleder
- synthetisches Leder
- veganes Leder
- PU-Leder
Obendrein muss auch ausgewiesen werden, ob die Leime oder Nähte aus tierischen Produkten stammen. Der Geruchstest kann ebenfalls Klarheit über das Material bringen: Leder hat einen ganz eigenen Geruch, er ist leicht zu identifizieren, klassischen PU-Lederimitaten haftet hingegen in der Regel ein leichter Plastikgeruch an.
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Herstellung und Nachhaltigkeit
Laut Studien ist die Belastung der Umwelt bei der Produktion von veganem Leder beträchtlich geringer als bei echtem Leder – aber wie nachhaltig das Ganze wirklich ist, hängt letztlich von der Art der Herstellung ab. Imitate auf der Basis von Kunststoff kann man schließlich nicht voll und ganz als nachhaltig bezeichnen, denn: Produkte aus Plastik benötigen Jahre, bis sie abgebaut sind. Landen sie auf der Mülldeponie, können sie beispielsweise auch das Wasser belasten. Die bessere Wahl sind daher Kunstleder auf pflanzlicher Basis. Sie sind deutlich umweltfreundlicher und bis zu 100 % biologisch abbaubar.
Welche Alternativen gibt es zu Kunststoff-Lederimitaten?
Es gibt verschiedene pflanzliche Lederimitat-Varianten: Kunstleder aus Ananas besteht etwa aus Ananasfasern, ist robust und preisgünstig und punktet obendrein mit einer vergleichbar guten Umweltbilanz. Wer es besonders regional mag, sollte sich nach Pilzleder umsehen. Aus dem sogenannten Zunderschwamm, der auch in Bayern vorkommt, entsteht ein recht weiches, leichtes Kunstleder. Außerdem gibt es auch Pilzleder aus Kombucha. Durch eine Symbiose aus Bakterien der Essigsäure mit verschiedenen Hefepilzen sind dabei auch weitere Stoffvariationen möglich.
Aus der Rinde der Korkeiche wird Korkleder hergestellt, aber keine Sorge: Dafür wird der Baum nicht beschädigt. Mehr noch: Im Gegensatz zu den ungeschälten, wandeln die geschälten Korkeichen fast viermal so viel Kohlenstoffdioxid in Sauerstoff um. Ohnehin ist die Ledergewinnung in diesem Fall durch den nachwachsenden Rohstoff als recht nachhaltig zu beurteilen. Weiterhin gibt es veganes Leder aus Papier, Kakteen oder Früchten wie Äpfeln oder sogar aus Gemüse (Gurken).
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Veganes Leder richtig pflegen
Veganes Leder punktet nicht nur in Sachen Nachhaltigkeit (insofern es auf pflanzlicher Basis hergestellt ist), es ist auch ziemlich pflegeleicht. Reinigen kannst du es durch einfaches Abwischen mit einem feuchten Tuch. Dabei solltest du ein mildes Reinigungsmittel verwenden, Weichspüler braucht es nicht. Bei Produkten aus Kunstleder lohnt es sich im Übrigen auch, auf Qualität zu setzen. Vor allem, wenn du Kleidungsstücke in der Waschmaschine waschen möchtest – das ist bei guter Qualität nämlich durchaus möglich. Aufpassen musst du nur beim Bügeln, Kunstleder verträgt direkte Hitze nämlich nicht. Aber du kannst die Oberfläche mit einem Tuch abdecken und vorsichtig bei nicht allzu hoher Temperatur drüber bügeln.
Pflegeleicht, nachhaltig und ohne Tierleid zu verursachen – es gibt viele gute Gründe, auf veganes Leder zu setzen – und kaum noch einen Grund, um nach wie vor echtes Leder zu kaufen. Einzige Ausnahme: Du kaufst es Second Hand! Denn wenn bereits genutzter Mode ein zweites Leben geschenkt wird, muss nichts Neues produziert werden, was wiederum Ressourcen einspart und so die Umwelt schont. Wenn du jetzt noch mehr über das Thema Second Hand und Nachhaltigkeit erfahren willst, wirf‘ gerne mal einen Blick in unseren aktuellen Second Hand Fashion Report.